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Bundesliga Saison 2019/20 – der inklusive Kick

Freitag 26. Juli 2019 von Helga Bachleitner

Barrierefrei wie noch nie: Die Österreichische Bundesliga startet mit zahlreichen inklusiven Angeboten in die neue Saison. Hier gehts zum Original-Artikel:

Das ganze Land fiebert der neuen Bundesliga-Saison entgegen! Damit auch Fans mit Handicap magische Momente in den Stadien erleben können, hat die Österreichische Bundesliga in Zusammenarbeit mit den Klubs ein breites, inklusives Paket geschnürt.

Rund vier Milliarden Menschen bezeichnen sich weltweit als „Fußballfan“. Das bietet Möglichkeiten, aber auch Verpflichtungen. Für Bundesliga-Vorstand Mag. Reinhard Herovits ist klar: „Die beliebteste Sportart zu sein, bedeutet gleichzeitig auch Verantwortung zu haben – und diese übernehmen wir gerne. Uns ist wichtig, für alle Fußballfans zugänglich zu sein – und zwar im wörtlichen wie auch im übertragenen Sinn.“

So wollen viele Menschen mit Handicap selbst dem runden Leder nachjagen: Das geht am besten in den Special Needs Teams. Herovits: „Diesen Trend, der sich insbesondere in den letzten vier bis fünf Jahren entwickelt hat, verfolgen wir mit viel Interesse und großer Freude. Rapid, die Austria, Sturm, die Admira, Altach, St. Pölten und Blau Weiß Linz sind bereits mit eigenen Teams aktiv.“

Blind ins Stadion – vor mehr als einem Jahrzehnt war der Mehrwert auf die Wahrnehmung der Stimmung begrenzt, heute können Blinde dank Bundesliga ON EAR Fußball live „sehen“. Vier Klubs bieten seit mittlerweile 10 Jahren einen speziellen Live-Audiokommentar auf einer Radiofrequenz in ihren Stadien an: SK Rapid Wien, FK Austria Wien, FC Red Bull Salzburg und Sturm Graz. Jeweils zwei speziell geschulte KommentatorInnen fassen das Spielgeschehen in Worte: So können Blinde den Matchverlauf nachvollziehen und sich mit ihren sehenden Freunden darüber austauschen.

„Mit Bundesliga ON EAR wollen wir den Bundesliga-Stadionbesuch auch jenen Menschen näherbringen, die diese Möglichkeit aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung bisher nicht oder nur eingeschränkt wahrgenommen haben“, erläutert Bundesliga-Vorstand Mag. Christian Ebenbauer die Beweggründe zu dieser, bis dato einmaligen Initiative der Bundesliga und ihrer Klubs.

Am besten beschreibt ein Feedback des blinden Rapid-Fans Theo Waba den Wert von Bundesliga ON EAR für blinde Fußballfans:

Gestern in Hütteldorf. Ich im Block West. Es steht 1:0 für Rapid, die Stimmung ist bestens. Die 68. Minute läuft. Wir singen, ich höre die Schilderung von Kommentator Sebastian Aster: „Pass von Schwab auf Murg!“ Wir singen, ich merke an der Stimme, aber auch an der Reaktion des Publikums, dass sich eine Chance ergibt.

„Er hat viel Raum, Murg auf dem Weg zum Tor“, höre ich und wie alle anderen ergreift auch mich die fast unerträgliche Spannung und ich weiß, dass das Erhoffte gleich passieren wird und dann der kollektive, befreiende Torschrei im Stadion aufheult.

„Tor für Rapid“, und die Welt am Block West ist in Ordnung. Aber, dieses Gefühl, diesen Moment mit dem ganzen Stadion in der Sekunde geteilt zu haben, obwohl es alle anderen mit ihren Augen, ich dafür mit meinen Ohren gesehen habe, macht diesen Moment zu einem „magischen“. Genau das ist es, was Bundesliga ON EAR kann. Wenn du so einen Moment erleben darfst, das ist das Größte!

Herovits ergänzt: „Es freut uns, dass Bundesliga ON Ear in den letzten zehn Jahren vom Projekt zur fixen Institution geworden ist. Die Übertragungen sind durch die speziell ausgebildeten Kommentatoren auf einem hervorragenden Niveau.“ Der ÖFB bietet übrigens ebenfalls bei allen Länderspielen des Nationalteams Audiokommentar in den Stadien an.

Die blinden Stadionbesucher nehmen ihren eigenen Radioempfänger mit und können jeden gewünschten Sitzplatz nutzen, die Besucheranzahl ist so nur durch die Stadionkapazität begrenzt. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkung ist die Situation eine Andere: Vor allem Rollifahrer brauchen spezielle Plätze, die oft erst geschaffen werden müssen.

Herovits: „Wir verbessern uns in diesem Bereich Schritt für Schritt, wobei in der Umsetzung natürlich zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen unterschieden werden muss. Gerade, wenn die Infrastruktur betroffen ist, passieren Änderungen nicht von heute auf morgen, sondern benötigen entsprechende zeitliche und finanzielle Ressourcen. Wir freuen uns aber, dass die Infrastrukturoffensive auch in diesem Bereich Früchte trägt und die Bundesliga in Sachen Barrierefreiheit so gut wie noch nie zuvor dasteht.

Eine Chance bieten Stadionneubauten bzw. Adaptierungen. So bietet das Allianz Stadion des SK Rapid Wien 48 RollstuhlfahrerInnen (Ticket gratis) sowie 48 Begleitern (10 Euro) barrierefreie Plätze. Auch die Austria-Fans mit Mobilitätseinschränkung können in der Generali Arena 31 Rollstuhlplätze nutzen.

Bei zukünftigen Stadionprojekten steht das Thema ebenfalls im Fokus: „Wir legen bei der Planung unseres neuen Stadions sehr viel Wert auf Barrierefreiheit. Wir würden uns freuen, viele Fans mit Handicap in unserer Gemeinschaft als Klub zu haben.“, so Tino Wawra, Sportdirektor von Blau-Weiß Linz.

Um weitere Verbesserungen zu gewährleisten, wurde die Barrierefreiheit in den Statuten der Bundesliga verankert, sagt Herovits: „Neben dem verpflichtenden Behindertenbeauftragten, den die Klubs seit zwei Jahren im Rahmen des Lizenzierungsprozesses nachweisen müssen, findet sich die Barrierefreiheit natürlich vor allem in den Stadionbestimmungen wieder. Hier sprechen wir von vorgeschriebenen witterungs-geschützen Plätzen für Rollstuhlfahrer und ihre Begleitpersonen (mind. 15 in der Tipico Bundesliga und mind. 10 in der HPYBET 2. Liga) sowie Behinderten-WCs. Als empfohlene Kriterien werden unter anderem zusätzliche Rollstuhlplätze, eine entsprechende Ausstattung der Plätze, wie das Vorhandensein von Sitzplätzen für die Begleitpersonen oder eine Audiodeskription, wie Bundesliga ON EAR für sehbehinderte Personen, angeführt. All diese Maßnahmen werden von der Bundesliga selbst auch über finanzielle Mittel aus dem Infrastrukturtopf gefördert.“

Dass Barrierefreiheit Geld kostet, ist unumstritten. Ihr Wert ist jedoch monetär nicht zu bemessen. Denn das wird jeder Fußballfan unterschreiben: Das Gefühl, ein Tor der eigenen Mannschaft zwischen tausenden Menschen im Stadion zu erleben, oder im besten Fall sogar selbst eines zu schießen, ist unbezahlbar.

Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 26. Juli 2019 um 10:01 und abgelegt unter Allgemein. Kommentare zu diesen Eintrag im RSS 2.0 Feed. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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