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Interview mit ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig

Montag 1. Dezember 2008 von Britta Wagner

ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig - Copyright: zur Verfügung gestellt vom ÖFBDie Plattform football4all arbeitet seit 2007 im Auftrag aller großer Behindertenvertreter- organisationen an der Durchsetzung einiger wichtiger Ziele. Zunächst war eine möglichst barrierefreie EURO 08 Motivation, nun geht es um ein barrierefreies Fußballerlebnis für Alle. In diesem Zusammenhang haben wir einige Fragen an ÖFB- Generalssekretär Alfred Ludwig gerichtet:

football 4 all: Im Vorfeld und während der EURO 08 gab es mit Britta Wagner von football 4 all eine ständige Ansprechpartnerin für die UEFA, die als Bindeglied zwischen Fans und Nationalmannschaft für die Interessen der blinden und sehbehinderten Fans eintrat. Würde es der ÖFB begrüßen, wenn es auch für ihn so eine Ansprechperson gäbe?
ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig: Ja und de facto hat sich das in den Wochen nach der EURO auch sehr gut eingespielt. Zwischen Frau Wagner und unserem Ticketing-Verantwortlichen Thomas Wittner herrscht reger Kontakt und so war es uns auch möglich, bei den Heimspielen im Wiener Ernst Happel-Stadion gegen Frankreich und Serbien gemeinsam ein tolles Angebot für blinde und sehbehinderte Fußballanhänger zu bieten.


football 4 all: In Deutschland sind Behindertenfanbeauftragte bei den großen Vereinen längst Usus. Gibt es dazu in Österreich Initiativen?
ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig: Das liegt ausschließlich in der Verantwortung der einzelnen Vereine. Natürlich darf man aber Großklubs der deutschen Bundesliga nicht mit heimischen Vereinen vergleichen. Hier gibt es massive Unterschiede in den Rahmenbedingungen, angefangen von der zur Verfügung stehenden wirtschaftlichen Möglichkeit bis hin zu den damit verbundenen Differenzen bei der Anzahl der Beschäftigten. Alleine auf der Geschäftsstelle des deutschen Rekordmeisters Bayern München arbeiten rund 150 Mitarbeiter, bei jener des österreichischen Pendants Rapid Wien ist es rund ein Zehntel, ganz zu schweigen von eher kleinen Klubs wie Kapfenberg oder Altach. Ich bin überzeugt, dass auch die österreichischen Vereine im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen, die besten Bedingungen für behinderte Fußballanhänger zu bieten. Ein Vorbild ist hier sicher Sturm Graz, der steirische Traditionsklub hat ja gemeinsam mit den Profi-Moderatoren von Antenne Steiermark entscheidend dazu beigetragen, dass bei den Länderspielen im September und Oktober das Angebot für blinde und sehbehinderte Anhänger verfügbar war.

football 4 all: Die website www.football4all.eu wurde installiert, um blinden Fans den Zugang zu Informationen und Tickets zu ermöglichen. Zu Spitzenzeiten gab es 10.000 Zugriffe. Da die ÖFB Seite nicht barrierefrei ist, wird dieser Service von behinderten Fans begeistert genutzt. Ist an eine barrierefreie Gestaltung der ÖFB Seite in nächster Zeit gedacht?
ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig: Wir planen für kommendes Jahr einen Relaunch von oefb.at und haben eine barrierefreie Gestaltung fix eingeplant. Beim letzten Relaunch im Jahr 2005 haben wir das leider verabsäumt.

football 4 all: Die Tribüne für Rollstuhlfahrer ist eine von allen Betroffenen sehr gelobte Lösung, die jedoch nur bis Oktober bestehen soll. Wird es danach ein vergleichbares Angebot geben?
ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig: Laut Auskunft der Verwaltung des Ernst Happel-Stadions ist nicht daran gedacht, diese Lösung befristet anzubieten, zumindest bei Fußballspielen soll diese Tribüne langfristig erhalten bleiben, was uns auch als ÖFB sehr freut.

football 4 all: Wird es bei den Heimspielen der Nationalmannschaft auch in Zukunft 50 Plätze für Rollstuhlfahrer geben?
ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig: Im Happel-Stadion ja, an den anderen Spielstätten sind wir natürlich genauso auf die verfügbaren Kapazitäten in den jeweiligen Stadien angewiesen und diese sind unterschiedlich hoch.

football 4 all: Die 10 moderierten Plätze für blinde und sehbehinderte Fans wurden begeistert angenommen. Die Karten für das Frankreich Spiel waren innerhalb einer Stunde weg. Hat der ÖFB mit so einer Begeisterung seitens der blinden Fans gerechnet? Wird es auch in Zukunft moderierte Plätze geben? Wenn ja, wie viele?
ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig: Aufgrund der positiven Erfahrungen nehmen wir uns vor, dieses Service auch in Zukunft anzubieten und je nach Nachfrage planen wir zehn bis fünfzehn Plätze zu vergeben.

football 4 all: Hat der ÖFB im Hinblick auf Barrierefreiheit ein Vorbild im internationalen Vergleich?
ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig: Wir konnten in diesem Bereich natürlich gerade bei der vergangenen EURO im eigenen Land sehr viel lernen. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass der ÖFB ein Stadion, egal ob in Wien, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, etc. – jeweils „nur“ für die Veranstaltung, also das Spiel, vom Eigentümer mietet und daher eine gewisse Abhängigkeit bei den Rahmenbedingungen gegeben ist. Da alle für A-Länderspiele in Frage kommenden Stadien in unserem Land nicht in privatem, sondern öffentlichem Besitz sind, sollten die Barrierefreiheit aber ohnehin gewährleistet sein!

Wir danken sehr herzlich für das Gespräch!

Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 1. Dezember 2008 um 09:00 und abgelegt unter Allgemein. Kommentare zu diesen Eintrag im RSS 2.0 Feed. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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